Andreas Golombek ist zurück im Fußballgeschäft. Am 9. April dieses Jahres war der 49-Jährige nach rund vier Jahren beim Regionalligisten SC Verl entlassen worden und seitdem auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.
Zuletzt liebäugelte der Fußballlehrer auch mit Engagements in China, dem Iran oder auch bei den Regionalligisten VfB Oldenburg und Rot-Weiss Essen. Mit beiden Traditionsklubs führte der gebürtige Amshausener Gespräche.
In seinem ersten exklusiven Interview als Lotte-Trainer verrät Golombek gegenüber dieser Redaktion, wie die Gespräche mit RWE verliefern, und warum er sich letztendlich für Lotte entschied.
Andreas Golombek, willkommen zurück im Fußballgeschäft. Wie fühlt es sich an, wieder als Cheftrainer tätig zu sein? Das ist ein geiles Gefühl. Ich freue mich wieder riesig auf die tägliche Arbeit mit den Spielern. Das hat mir nach rund einem halben Jahr Arbeitslosigkeit gefehlt. Ich bin Feuer und Flamme für die neue Aufgabe und richtig geil auf Lotte und die 3. Liga.
Sie sagen es: Die 3. Liga wartet. Nach fast vier Jahren Regionalliga mit Verl und zuvor Oberliga mit Hildesheim ist es für Sie ein großer Schritt nach vorne... Ja, aber genau darauf habe ich doch hingearbeitet. Das Jahr 2017 ist ein besonderes für mich. Immerhin habe ich den Fußballlehrer gemacht. Das war wirklich eine harte Zeit für mich. Ich war nie ein guter Schüler und jetzt musste ich plötzlich wieder büffeln und die Schulbank drücken. Die Fußballlehrer-Lizenz wird wirklich niemandem geschenkt. Da muss man richtig reinhauen. Ich weiß noch, als ich nach der ersten Phase in den Urlaub geflogen bin. Da habe ich mich echt erleichtert gefühlt. Wie früher in den Schulferien. Endlich keine Schule. Aber ich wollte das unbedingt durchziehen und am Ende die Lizenz in der Hand halten. Das ist mir gelungen. Das Ziel mit der Fußballlehrer-Lizenz müssen die ersten drei Profi-Ligen sein. Und das habe ich jetzt geschafft.
Dabei hatten Sie vor wenigen Wochen noch Gespräche mit einem großen Regionalligisten geführt. Wie sind die Unterhaltungen mit Rot-Weiss Essen verlaufen? Das stimmt: Ich habe mich mit Jürgen Lucas und Michael Welling in Essen getroffen und unterhalten. Das waren zwei sehr interessante Stunden. Ich mache doch seit meiner Verler Zeit kein Geheimnis daraus, dass Rot-Weiss Essen ein richtiger geiler Verein ist, der mich anzieht. Die Historie, das ganze Drumherum, die Fans, das sind Dinge, die ich liebe und ich denke, dass ich da super hinpassen würde. Aber letztendlich hat sich RWE für einen anderen Trainer entschieden. Ich wünsche dem Verein alles Gute für die Zukunft. Und ich bin ja auch nicht unglücklich. Ich darf jetzt eine Liga höher trainieren. Ich glaube, dass Essen da seit fünf, sechs Jahren versucht hinzukommen.
Sie sind der vierte Lotte-Trainer der laufenden Saison. Mussten Sie da nicht lange überlegen, um solch eine Mannschaft zu übernehmen? Nein! Ich kenne die meisten Jungs doch sehr gut. Ich weiß, dass es zuletzt mit den beiden Vorgängern menschlich nicht gestimmt hat. Wer mich kennt, der weiß, dass man mit mir hervorragend auskommen kann, wenn man Ehrlichkeit und Leidenschaft an den Tag legt. Bei Ismail Atalan war das ja nicht anders. Und da hat die Zusammenarbeit zwischen Trainer und Mannschaft super geklappt. Das ist auch mein Ziel. Ich will "Isis" Weg weiter erfolgreich fortführen und die Sportfreunde Lotte in der 3. Liga halten.
Was hat letztlich für Sie den Ausschlag für Lotte gegeben? Ich hatte zuletzt auch Anfragen aus dem Ausland und hätte zum Beispiel in den Iran als Co-Trainer von Winfried Schäfer wechseln können. Aber das habe ich mir dann zwei- und dreimal überlegt. Das muss dann vor allem finanziell schon verdammt lukrativ sein. Das war's aber nicht. Wenn du dann in China oder dem Iran arbeitest, bist du erst einmal von der Bildfläche verschwunden. Ich habe aber den Fußballlehrer nicht gemacht, um zu verschwinden, sondern viel mehr, um auf der Bildfläche richtig aufzutauchen. Und bei den Sportfreunden Lotte sprechen wir von der 3. Liga. Ich kenne den Verein aus Regionalliga-Zeiten und die Mannschaft sehr gut. Die Gespräche mit Herrn Wilke waren hervorragend. Zudem wohne ich nur 20 Minuten von der Anlage entfernt. Was will ich mehr? Jetzt gilt es die Ärmel hochzukrempeln und hart zu arbeiten. Wir wollen bis zum Winter noch einige Punkte holen und uns ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze erarbeiten. Dafür werden wir in den nächsten Wochen alles raushauen.